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PROJEKTBESCHREIBUNG
DAS ROSSINI PROJEKT
Spätwerke bedeutender Komponisten umgibt die Aura einer letztendlichen
persönlichen Aussage in musikalisch höchster Vollendung.
Die Péchés de vieillesse (Sünden des Alters)
von Gioachino Rossini lassen bereits im Titel einen ironischen
Abstand durchblitzen, der für Musik und Person des Komponisten
charakteristisch ist. Die Geschichte dieses Spätwerks ist
wohl ein in der Musikgeschichte einmaliger Fall.
1829 war in Paris Rossinis letztes
großes Werk, seine 39.
Oper Guillaume Tell uraufgeführt worden. Es folgten Jahrzehnte
schwerer künstlerischer und persönlicher Krisen und lebensbedrohlicher
Krankheiten. Erst 1857, wiederum in Paris, begann eine neue Schaffensperiode.
Bis zu seinem Tod 1868 entstanden mehr als 160 Kompositionen, die
von Rossini äußerst penibel in 13 Bänden, den sogenannten
Péchés de vieillesse, gesammelt wurden. Darin finden
sich Gesangskompositionen, Chorwerke und Kammermusikalisches, das
Herzstück aber bilden die über 100 Klavierstücke,
die von einem einzigartigen, hochvirtuosen Klavierstil geprägt
sind, in dem sich zutiefst Persönliches mit Witz und Ironie
mischt.
Rossini untersagte die öffentliche Aufführung seiner
Alterssünden, nur im hauseigenen Salon erklang bei den regelmäßig
samstagabends stattfindenden Soireen die eine oder andere neu komponierte
Kleinigkeit.
Bis heute ist das Spätwerk Rossinis weder in einer Gesamtausgabe
veröffentlicht noch jemals in seiner Gesamtheit aufgeführt
worden.
Nun wird es 139 Jahre nach Rossinis Tod in Köln zum ersten
Mal vollständig erklingen, verteilt auf elf ungewöhnliche,
jeweils unter einem Thema stehende Konzerte, die an zehn eigens
dafür ausgesuchten Konzertorten stattfinden, mit ausgewählten
Rossini-Interpreten und besonderen Gästen, die der Musik Rossinis
auf individuell einzigartige Weise begegnen werden.
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VERANSTALTUNGSREIHE
1. Abend
ITALIENISCHE GESÄNGE
Kölner Philharmonie
Mittwoch, 18.04.2007, 20.00 Uhr
Juanita Lascarro, Sopran
Marie Claude Chappuis, Mezzosopran
Birgit Remmert, Alt
Nikolay Borchev, Bariton
Stefan Irmer, Klavier
In Rossinis Vertonungen italienischer
Verse drückt sich sein
Ideal eines süßen, aus dem Herzen kommenden italienischen
Gesanges in vollendeter Form aus. Er versuchte, diese für
ihn einzig wahre Art des Singens in einer Zeit musikalischer Umwälzungen
zu bewahren. Das Gedicht Mi lagnerò tacendo von Pietro Metastasio
wurde von ihm an die dreihundert Mal vertont. Sechs dieser Kantilenen
stellte er 1857 mit einem Prélude für Klavier zur Musique
anodine zusammen. Mit dieser, seiner Frau Olympe gewidmeten Danksagung
begann Rossinis neue Schaffensphase. Im Album italiano versammelt
er alle Facetten virtuosen Belcantogesangs von der einfachen, aber
höchst ausdrucksvollen Melodie bis hin zur bravourösen
Koloraturarie.
2. Abend
FRANZÖSISCHE GESÄNGE
Klaus-von-Bismarck-Saal WDR Köln
Freitag, 20.04.2007, 20.00 Uhr
Besetzung wie 1. Abend
Die Gesänge in französischer Sprache sind nicht nur
vom Stil der französischen Oper, sondern auch von den Chansons
der Cabarets und den Couplets der Operetten Offenbachs inspiriert.
In kleinen Szenen erzählen die wunderlichsten Figuren ihre
Geschichte; Madame Pompadour und ein überaus freches Baby
treten dabei ebenso in Erscheinung wie der liebestolle Romeo oder
zwei Bettler, die die Leine ihres verstorbenen Hundes verkaufen
möchten. Dabei ist dem altersweisen Rossini jedes Mittel des
gewieften Opernkomponisten recht. Eine besondere kompositorische
Spezialität sind die Tonleiterauf- und Abgänge für
Soloklavier mit der sich anschließenden Kantilene L´amour à Pekin
für Altstimme auf der von Rossini als chinesische Tonleiter
bezeichneten Ganztonleiter.
3. Abend
HINKENDE WALZER UND
GYMNASTISCHE ÜBUNGEN
Gloria-Theater
Dienstag, 24.04.2007
Paolo Giacometti, Klavier
Elizabeth Clarke, Choreographie
Schon ein Blick auf die skurrilen
Titel der dazu erklingenden Klavierstücke lässt den besonderen Charme dieser Tanzperformance
erahnen: eine außer Atem geratende Asthmatische Etüde
oder ein Untanzbarer Walzer sind geradezu dafür prädestiniert,
choreographisch umgesetzt zu werden. Das stilvolle Ambiente des
Gloria-Theaters bietet den perfekten Rahmen für eine Tanzstunde
voll merkwürdiger Walzer, schräger Polkas und anderer
musikalischer Gymnastik, die von Elizabeth Clarke angeleitet wird.
4. Abend
EIN PAAR KLEINIGKEITEN
Weltstadthaus Peek und Cloppenburg
Donnerstag, 26.04.2007, 20.00 Uhr
Stefan Irmer, Klavier
Axel Hacke, Schriftsteller
Unter dem Dach eines grandiosen
Glaspalastes und architektonischen Juwels erklingen vierundzwanzig
Riens, Kleinigkeiten oder Lappalien, die am Stück gespielt, ein monumentales Klavierwerk ergeben.
Rossini war die Idee eines in sich abgeschlossenen Ganzen nicht
sonderlich ernst. Die einzelnen Riens laufen ihm mit einer sich
rasant steigernden Virtuosität aus dem Ruder und verblüffen
den Zuhörer mit immer neuen Einfällen. Korrespondierend
dazu erzählt Axel Hacke von den Kleinigkeiten im Alltag, die
sich auch nicht zu einem harmonischen Ganzen fügen wollen.
5. Abend
RADIESCHEN AUF
NEAPOLITANISCHE ART
Grandhotel Schloss Bensberg
Sonntag, 06.05.2007, 18.00 Uhr
Paolo Giacometti, Klavier
Marcus Graun, Küchenchef
Kein Gerücht der Musikgeschichte hält sich hartnäckiger
als jenes vom sorglosen Gourmet und Bonvivant Rossini, der das
Notenpapier gegen den Kochlöffel eintauschte. Dabei ist kein
einziges originales Kochrezept Rossinis überliefert. Seine
Leidenschaft für die gute Küche indes war legendär
und inspirierte ihn zu mancher Klavierkomposition, die schon im
Titel auf Kulinarisches verweist. An diesem Abend kann man sich
im Grandhotel Schloss Bensberg an Rossinis musikalisch-kulinarischen
Phantasien nicht nur als Zuhörer erfreuen, sondern sie gleichsam
auf der Zunge zergehen lassen, wenn Küchenchef Marcus Graun
aus Rossinis musikalischen Vorgaben ein einzigartiges Menü kreieren
wird.
6. Abend
MON PORTRAIT
Theatermuseum Wahn
Samstag, 12.05.2007, 20.00 Uhr
Stefan Irmer, Klavier
Wichart von Roëll, Schauspieler
Der Schauspieler Wichart von Roëll wird anhand von Briefen
und zeitgenössischen Zeugnissen ein lebendiges und berührendes
Porträt des alten Rossini zeichnen. Auch die dazu erklingende
Musik hat einen sehr persönlichen, wenn nicht sogar privaten
Hintergrund: die kürzeren Kompositionen sind inspiriert von
Alltagsszenen im Hause Rossini, die großen Konzertstücke
stellen so etwas wie ein künstlerisches Vermächtnis dar.
In den historischen Räumen des Theatermuseums Wahn werden
nicht nur die alltäglichen Freuden und musikalischen Sorgen
des Maestro lebendig, sondern auch die Atmosphäre der legendären
Soireen im Salon des Ehepaars Rossini.
7. Abend
ITALIENISCHE REMINISZENZEN
Altes Pfandhaus
Montag, 14.05.2007, 20.00 Uhr
Paolo Giacometti, Klavier
Hans Traxler, Zeichner
Diese heitere Hommage ist das pianistische
Pendant zu den italienischen Gesängen des 1. Abends. Rossinis Musik zelebriert liebevoll
ihre Verwurzelung in italienischer Mentalität, Folklore und
Frömmigkeit, spart nicht mit historisch – politischen
Anspielungen und lässt ganz persönliche Erinnerungen
des Komponisten an die eine oder andere Signorina musikalisch Gestalt
annehmen. Was davon an diesem Abend im Alten Pfandhaus auch augenzwinkernd
zeichnerisch Gestalt annehmen wird, bleibt bis dahin das große
Geheimnis von Hans Traxler.
8. Abend
EINE FRAGE DES STILS
Max-Ernst-Museum Brühl
Mittwoch, 23.05.2007, 20.00 Uhr
Stefan Irmer, Klavier
Milan Sladek, Pantomime
Ein Komponist, der die öffentliche Aufführung seiner
Werke untersagt, muss auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen
und kann sich ganz seinen kompositorischen Launen hingeben. Rossini
spielt nicht nur mit Tonleitern, er widmet sich auch zeitgenössischen
Moden, vergangenen Epochen und der eigenen ruhmreichen Vergangenheit.
Dabei entsteht Blague – musikalischer Quatsch – und
eine Vielzahl stilistischer Parodien, deren Titel den Hörer
oft in die Irre führen. Man kann sehr gespannt darauf sein,
wie der Pantomime Milan Sladek im Max-Ernst-Museum Brühl seinen
visuellen Kontrapunkt zu Rossinis musikalischem Spaß gestalten
wird.
9. Abend
VOILÀ DU TEMPS PERDU !
(Das ist vergeudete Zeit !)
Straßenbahnmuseum Thielenbruch
Freitag, 01.06.2007, 20.00 Uhr
Stefan Irmer, Klavier
Reale Corte Armonica
Roberto Zarpellon, Dirigent
Irmenfried Mundt, Pfarrer
Kann ein Komponist, der seine letzten
Werke Alterssünden
nennt und die ihm noch verbleibende Zeit mit Chorsätzen im
Stil der Renaissance und Klavierfugen im Stil Johann Sebastian
Bachs vergeudet, in den Himmel gelangen? Vielleicht meinte Rossini
ja, mit seinen geistlichen Chorwerken die Chancen auf den Eintritt
ins Paradies verbessern zu können. Als Pianist der vierten
Klasse (Rossini über Rossini) durfte er wohl kaum auf Vergebung
hoffen, denn für den Tod hatte er in einigen seiner schönsten
Klavierstücke nur sanften Spott und schwarzen Humor übrig.
Pfarrer Irmenfried Mundt wird im Straßenbahnmuseum der KVB
an der Straßenbahnendstation Thielenbruch Rossinis musikalische
Gratwanderung zwischen Himmel und Hölle aus theologischer
Sicht kommentieren.
10. Abend
UN PEU DE TOUT
(Von Allem etwas)
Kölner Philharmonie
Sonntag, 03.06.2007, 18.00 Uhr
Stefan Irmer, Klavier
Paolo Giacometti, Klavier
Reale Corte Armonica
Maite Beaumont, Mezzosopran
Hans Winking, Moderation
u.a.
Ein demokratischer Jägerchor schallt durch die Ränge,
vier Bässe lassen zusammen mit einer japanischen Harmoniumspielerin
den kriegerischen Gesang der Titanen ertönen, zwei Pianisten
liefern sich einen Wettbewerb um die einfältigste Melodie,
eine Cellistin vergießt und variiert eine heimliche Träne – dies
ist noch lange nicht alles, wenn an diesem Abend von Allem etwas
geboten wird. In der Kölner Philharmonie wird Rossini mit
einem Querschnitt durch sein Spätwerk gefeiert und dabei werden
sicherlich nicht nur hartgesottene Rossini-Fans auf ihre Kosten
kommen.
11. Abend
GEWÄHRE MIR DEN EINZUG INS
PARASIES!
St. Mariä Himmelfahrt
Mittwoch, 06.06.2007, 20.00 Uhr
Juanita Lascarro, Sopran
Reale Corte Armonica
Ryoko Murooka, Harmonium
Stefan Irmer, Klavier
u.a.
Eine Sünde zieht immer eine weitere nach sich und so bildet
Rossinis letzte Todsünde, die Petite Messe solennelle, den
krönenden Abschluss aller Alterssünden. Ihre Solo- und
Chorgesänge und vor allem das Soloklavier, das hier die Rolle
des Orchesters übernimmt, sind stilistisch aufs engste mit
den Péchés de vieillesse verwandt. So stammen zwei
erst später eingefügte Teile ursprünglich aus deren
5. bzw. 11. Band: das Prélude religieux und O salutaris
hostia. Doch wie sich unschwer beim letzten Konzert in Kölns
schönster Barockkirche, St. Mariä Himmelfahrt, erkennen
lässt, macht Rossinis hintergründige Ironie auch vor
der geistlichen Musik keinen Halt.
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ROSSINI-PROJEKT
Beschreibung der Konzertreihe
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KONZERTPROGRAMME
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TEXTE ZUM 6. ABEND
Briefe, zeitgenössische Berichte und biographische Texte zur Person Rossinis
und zur Entstehungsgeschichte der Péchés de vieillesse.
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GLOSSAR UND GESAMTVERZEICHNIS
Glossar zu den Péchés
de vieillesse mit einem Gesamtverzeichnis und 45 Stichwörtern,
unter denen sämtliche Kompositionen besprochen und Querverbindungen
aufgezeigt werden.
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